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Toni Küchler

Schokolade-Rationalisierung einer Qualitätsidee

Vor wenigen Jahrzehnten war Schokolade noch ein Luxusgut, dessen Konsum in Europa einer gehobenen Gesellschaftsschicht vorbehalten war und von dieser entsprechend genossen wurde. Mit der zunehmenden Mobilität von Waren im weltweiten Handel und der drastischen Senkung der Transportkosten fand eine Demokratisierung der Schokolade statt. Nun ist sie für jeden zugänglich, in Hunderten von Sorten erhältlich. Ein industriell gefertigtes Gut, jeweils der Kaufkraft und dem Geschmacksbedürfnis der Zielgruppe angepasst.

Im Kunstprojekt Schokolade wird eine alternative Qualitätsidee in einem Produkt materialisiert. Die zentralen Qualitäten des hergestellten Produkts sind die nahezu unverarbeiteten Ausgangsrohstoffe, der hohe Zeitaufwand und die starke soziale Verankerung der Herstellung sowie der Erhalt und die Erarbeitung von Kenntnissen und Fertigkeiten.

In diesem Kunstprojekt werden verschiedene Aspekte der Schokolade untersucht und im Hinblick auf ihre Zukunftstauglichkeit hinterfragt. Um die mit dem globalen Handel und der Globalisierung einhergehenden Probleme anzugehen, sind solche Untersuchungen notwendig, obwohl sie – das ist vielleicht sogar ihre Stärke – mehr Fragen aufwerfen denn Antworten liefern. Den BesucherInnen der Ausstellung eröffnet sich eine Gelegenheit, ihr Empfinden gegenüber ihren eigenen Qualitätsstandards und –ansprüchen zu schärfen. Dies ist für eine nachhaltige Entwicklung essentiell, da die KonsumentInnen mit ihrem Konsumverhalten in der westlichen konsumgesellschaft das letztinstanzliche Urteil über die Zukunftstauglichkeit eines Produkts fällen. Die KonsumentInnen – und damit sind wir alle gemeint – tragen damit eine grosse Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft in den Händen (bzw. im geldbeutel). Wobei die Vermutung im Raum liegt, dass die Formulierung der richtigen Fragen uns zunächst einmal ebenso weiter bringen wird wie das Finden der richtigen Antworten.