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Kapital


Kapital [lat.- it.]

das; -s, -e u. ien [ien] (österr. nur so): 1. a) (ohne Plural) alle Geld u. Sachwerte, die zu einer Produktion verwendet werden, die Gewinn abwirft; b) Wert des Vermögens eines Unternehmens; [Vermögen(sstamm)]. 2. a) verfügbare Geldsumme, die bei entsprechendem Einsatz Gewinn erbringt; - aus etwas Schlagen; Nutzen, Gewinn aus etwas ziehen. b) verfügbarer kleinerer Betrag an Bargeld. 3. (ohne Plural) Gesamtheit der kapitalkräftigen Unternehmen [eines Landes]. 4. gewebtes [buntes] Band, das vom Buchbinder an die Ober- u. Unterkante des Buchblockrückens geklebt wird.
Duden, Bd. 5, Fremdwörterbuch, Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich.

Ein eigenartiges Flugobjekt dreht sich am Himmel und senkt sich langsam der darunter gelegenen Wasserfläche entgegen. Boote gleiten geräuschlos zur Seite, als die Kapsel landet. Eine Luke öffnet sich, ein Mann mit Hut steigt aus. Er grüßt freundlich aber geschäftig, schaut auf die Uhr am rechten Armgelenk und gibt mit einem Verweis auf die Knappheit seiner Zeit auf die Frage nach dem Kapitalbegriff folgende Antwort:

(...) "Also der erweiterte Kunstbegriff sagt ja nichts anderes, als dass jeder Mensch ein Künstler ist und dass er deswegen als künstlerisches Wesen den Kapitalbegriff einnimmt. Weil es das Wichtigste ist. Die Verbindung also seiner Fähigkeiten, seiner Tüchtigkeit, seiner Schöpferkraft, wie man es auch immer nennt, wird selbstverständlich unwillkürlich mit dem Kapitalbegriff in eins gesetzt. Das ist das Kapital der Menschheit. Alles andere ist Sekundär. Es geht daraus aber auch hervor, dass das was wir Kapital nennen, gar kein Kapital ist." (...)
Eine fiktive Beuys-Begegnung aus Gerhard Theewen, "die transformatorische Bedeutung des Geldes >Joseph Beuys:Kunst=Kapital?!<"
Kunstforum, Bd. 149, 2000, die transformatische Bedeutung des Geldes, S. 126-131

Die gängige Vorstellung von Kapital steht in unmittelbarer Verbindung zur wirtschaftlichen Definition. Begriffe wie Startkapital, Eigenkapital, Human- und Sozialkapital, Kapitalismus ect. verweisen alle auf die Verbindung mit diesem ökonomischen Umfeld. Auch die Kapitalismuskritik verwirft die Definition des Begriffs in diesem Sinne nicht.

Im Volksmund jedoch wird von individuellem Kapital gesprochen, zum Beispiel wenn gesagt wird: "er/sie hat das Kapital dazu..." oder "unser Kapital ist, dass wir dies/jenes können...".

Das Spannungsfeld zwischen der strengen Definition und der Utopie im Begriff Kapital bildet die Grundlage des Symposiums Mohren 05.


Isabel Rohner, Irena Eden, Stijn Lernout, Uli Schläpfer